Historische Liedersammlungen



 
  A54-1
Titel:Deutsche Volkslieder 1 (OLMS)
Herausgeber / Verlag:Kretschmar, Zuccalmaglio. Vereins Buchhandlung / Berlin
Erscheinungsjahr / Zeitalter:1840 / 1969

Weitere Information:
317 Texte samt Melodien auf 553 Seiten.
Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von Preußen in tiefster Ehrfurt gewidmet.

Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen - Unter Mitwirkung des Herrn Professor Dr. Maßmann in München, des Herrn von Zuccalmaglio in Warschau und mehreren anderer Freunde der Volks-Poesie, nach handschriftlichen Quellen herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von A. Kretzschmer, Königlichem Geheimen Kriegsrath und Ritter u.a.
Erster Teil.

Auszug aus der Vorerinerung:
'Ich übergebe dem Publikum eine große Sammlung deutscher Volkslieder mit den Original-Weisen. Wir haben zwar in neuerer Zeit mancherlei Sammlungen dieser Art erhalten - ich beziehe mich ohne Berücksichtigung, was davon wirklich Volkslied ist, wirklich in dem Volke gedichtet, von ihm gesungen ist. Auf der anderen Seite haben wir auch Sammlungen, wie z.B. der kleine Almanach; Die Sammlung Volkslieder von Büsching und von der Hagen; die Lieder für Jung und Alt; Wolffs Bragga; die Bardale und die Volksgesänge von Baumstark k.k., die auch Weisen zu den gelieferten Liedern aufgenommen haben; theils aber sind dies immer nur einige wenige Lieder, theils trifft sie wegen der Lieder auch das oben bemerkte, hie und da wenigstens, theils sind die Weisen nicht alle Volksweisen; ......
Die von mir gelieferten Lieder sind dagegen sämmtlich deutsche und deutsch-schweizerischen Ursprungs; nur einige niederländische, aus einer älteren Zeit, finden darunter wo die Niederländer noch nicht zu einer besonderen Nation geworden, sondern auch noch deutsche Bewohner des burgundschen Kreisen waren; diese Lieder wurden ehemals und werden noch jetzt bei ihnen sowohl, wie am Niederrhein gesungen. Aus eben dem Grunde sind auch einige Lieder, die in Deutsch-Lothringen und im Elsaß gesungen wurden, aufgenommen worden; denn auch der deutsch gebliebene Rest des oberrheinischen Kreises singt sie noch ebenfalls.
Die aufgenommenen Lieder sind ferner höchst verschiedener Art, indessen lassen sie sich allenfalls unter einige Haupt-Abtheilungen classificieren. ......
Sie sind aber sämmtlich Volkslieder, d.h. vom Volke ausgegangen, naiv, frisch, und ohne strengen formellen Zusammenhang. Ich habe mich möglichst bemüht, kein Lied darunter aufzunehmen, das einen bestimmten gelehrten Verfasser hat; alle Lieder rühren von Naturdichtern her, und nicht solchen nüchteren, wie in neuerer Zeit z.B. Hiller, der Korbflechter war, sondern von solchen, die wahrhaft dichteten, ohne es zu wissen, daß sie dichteten, und die es vielleicht schon lange wieder vergessen hatten, daß das Lied von ihnen herrührte, als es zunächst von ihren ersten Genossen aufgefaßt, und dann, sich immer weiter verbreitend, bald von dem Volke ganzer Gegenden gesungen ward, das aber eben so auch den Verfassen nicht kannte, und sich darob nicht bekümmerte, welches dagegen das Lied und mit ganzer Seele sang, weil es in seinem Innern wiedertönte.
Auf ähnlicher Art sind die von mir gelieferten Weisen auch aus dem Volke, ihm unbewußt, aber dessen ganze Seele berührend, entstanden, wie die Worte, naiv und ohne strengen, gelehrten Zusammenhang, aber noch immer seit Jahrhunderten gleich frisch, rührend und einfach.' Anclam, im März 1838 A. Kretschmer.